Wenn die Gefühle schwimmen und schwammen

Heute früh, als ich aufstand, stand ich auf einen großen gelben Stein, der anscheinend beschlossen hatte, den Boden zu ersetzen. Es war eines dieser Bimssteine, von denen man nicht genau weiß, wie viel die aushalten und was passiert, wenn man sie aufhebt.

Was ist passiert? Freddy, mein Hirn mit Eigenleben hat mal wieder beschlossen, sich Gedanken über das Leben, das Universum und den ganzen Rest zu machen. Was hab ich erreicht, was macht mich aus? Ich hab momentan einfach etwas Stress in der Arbeit, es geht nicht richtig voran, manchmal hab ich das Gefühl, ich stehe mit einem kleinen Roller auf einer deutschen Autobahn. Manches rollt an mir vorbei und bei einigem komme ich nicht mehr so mit. Und es gibt noch kein Tempolimit, oh, wie schön wäre es, wenn es eine Begrenzung geben würde, die uns erdet, langsamer macht. Wir könnten gegenseitig gemütlich in die Fenster der Autos, Wohnwagen und LKWs schauen, uns gemütlich zulächeln, anstatt immer schnell, schnell aneinander vorbeizufahren. Uns nicht darüber aufregen, dass auf der Mittelspur ein langsames Auto fährt, statt sich auf der rechten Spur zu halten und deshalb uns nicht ausbremst, uns schnell, schnell zum nächsten Meeting, zum nächsten Kunden oder zum schnellen Mittagessen fährt. Und abends, wenn wir heimfahren, müssen wir schnell, schnell zu unseren Liebsten, um ja keine Zeit zu verlieren. Man hat einfach immer das Gefühl, das man was verpasst, weil immer alles schnell geht, gehen muss. Keiner hat Zeit, sich intensiv mit der Situation auseinander zu setzen.

Da würde so ein Tempolimit wirken. Ich würde so ein Tempolimit allerdings nicht nur für die Autobahnen einführen, sondern auch für das Miteinander. Gespräche langsam führen, nicht immer jeden gleich ins Wort fallen, weil man ja grad einen guten Gedanken hat, der eine Sekunde später weg sein könnte. Oder – schlimmer – jemand anderes könnte den Gedanken früher äußern, und das ist der eigene nicht mehr zu gebrauchen, der Gedanke ist ja schon in der Welt. Man könnte natürlich dem anderen sagen, dass man derselben Meinung ist, um miteinander vorwärts zu kommen, doch oh weh, der andere ist ja schon auf der Überholspur weg, hinterließ nur einen kleinen Steinwirbel bei der Geschwindigkeit, mit der er sich entfernte. Und selbst steht man da, mit seinen Gedanken und Gefühlen, die sich so kalt anfühlen wie ein Bimsstein, der allein im Gras zwischen den beiden Autobahn-Fahrbahnen liegt.

Echt, manchmal denke ich mir, was passiert, wenn man solche Gefühle wie heute einfach in so einen großen, festen Schwamm einschließen könnte und rauswerfen könnte. Und dann gemütlich zum nächsten Meeting, zum nächsten Kunden oder zu einem guten, entspannenden Mittagessen zu fahren. Um echt mal Kraft zu tanken. Und abends entspannt zu den Liebsten zu kommen, auf die man sich richtig freut, mit denen man dann richtig was unternehmen kann. Andere könnten sich anschließen, deren Gefühle auch in solche Schwämme packen und rauswerfen. Und wenn man dann am nächsten Tag rausschaut, dann sieht man draußen einen großen, festen Schwamm liegen, der zufrieden unter seinesgleichen liegt und man denkt sich, wie schön, man hat was für sich, für andere getan und sogar gleichzeitig noch was für die Schwämme getan, die jetzt glücklich und unter sich die Sonne genießen und fröhlich sind.

Ich werd später mal rausschauen, ob draußen schon der eine oder andere Schwamm draußen liegt. Bis dann, Freunde.

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